Das Frauenstimmrecht als "Bürgerpflicht der Frau"

100 Jahre Wahlrecht und die Entstehung der Weimarer Republik

2018 jährte sich das Jubiläum der Einführung des Frauenwahlrechts zum einhundertsten Mal. Ein Grund für uns zum Feiern und würdigen Erinnern! Dieses Jubiläum nahmen wir zum Anlass für ein vielseitiges Engagement. Auf dieser Seite möchten wir Sie gerne zu den Ideen und Projekten informieren.

In den 1870er Jahren fragte Hedwig Dohm noch: »Ich frage jeden aufrichtigen Menschen, wären Gesetze wie die über das Vermögensrecht der Frauen, über ihre Rechte an den Kindern, über Ehe, Scheidungen u. s. w. denkbar in einem Lande, wo die Frauen das Stimmrecht ausübten? Hätten sie die Macht, sie würden diese Gesetze von Grund auf ändern. [...] Die Frauen haben Steuern zu zahlen wie die Männer, sie sind verantwortlich für Gesetze, an deren Beratung sie keinen Anteil gehabt; sie sind also den Gesetzen unterworfen, die Andere gemacht. Das nennt man in allen Sprachen der Welt Tyrannei, einfache, absolute Tyrannei, sie mag noch so milde gehandhabt werden, sie bleibt Tyrannei. Die Frau besitzt wie der Sklave Alles, was man ihr aus Güte bewilligt.« (Hedwig Dohm: Jesuitismus im Hausstand, Berlin 1873, S. 168f.

Als Höhepunkte im Erstreiten des Stimmrechts können 1904 die Gründungskonferenz des Weltbundes für Frauenstimmrecht gelten und 1917 die Gründung des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Ausrufung der Weimarer Republik wurde das Frauenwahlrecht verkündet. Ein jahrzehntelanger Kampf hatte sein Ende gefunden, als der Rat der Volksbeauftragten formulierte: »Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem allgemeinen freien, geheimen, gleichen und unmittelbaren Wahlrecht aufgrund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.«
Am 30. November 1918 wurde somit das aktive und passive Wahlrecht für alle Bürgerinnen und Bürger in der Verordnung über die Wahl zur verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung verankert. Im Januar 1919 fand die erste nationale Wahl unter Beteiligung der weiblichen Bevölkerung statt – die Wahlbeteiligung lag bei 83 Prozent. Der Nationalversammlung gehörten 37 weibliche Abgeordnete an, vier Nachrückerinnen zogen noch 1919 nachträglich in die Versammlung ein.

Wir freuen uns sehr, dass das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unsere Jubiläums-Aktivitäten auch finanziell unterstützt hat!

In unser Programm fielen folgende Tätigkeiten

 • Tagung: 100 Jahre Frauenwahlrecht Kampf, Kontext, Wirkung 13.09.2017-15.09.2017 in Kooperation mit dem historischen museum frankfurt, dem Hamburger Institut für Sozialforschung und dem Cornelia Goethe-Zentrum an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

• Daraus hervorgegangen ist die Publikation: Hedwig Richter / Kerstin Wolff (Hg.): Frauenwahlrecht. Demokratisierung der Demokratie in Deutschland und Europa, Hamburg 2018 : Hamburger Edition, 300 Seiten, ISBN 978-3-86854-323-0, 30 Euro.

• Konzeptionelle Beratung einer Ausstellung im historischen museum frankfurt, das AddF war größte Leihgeberin von Exponaten in der Ausstellung: Damenwahl. 100 Jahre Frauenwahlrecht

• Das AddF war Netzwerkpartnerin der Jubiläumskampagne "100 Jahre Frauenwahlrecht" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der EAF Berlin. Dazu sind Statements von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gesammelt worden, die sich zu 100 Jahre Frauenwahlrecht und rund um die Themen Gleichstellung und gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen und Männern versammelten sowie Dossiers zu "FRAUEN UND POLITIK - Facetten des Frauenwahlrecht" entstanden; das Statement aus dem AddF finden Sie hier. Der Dossier-Beitrag zum Aktiven Frauenwahlrecht: Frauen als Wählerinnen finden Sie unter dem Titel 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland – eine Errungenschaft und ihre Folgen

• Inhaltliche Mitarbeit an zwei Fernsehproduktionen, arte und ORF/ZDF

• Dr. Kerstin Wolff als Interviewpartnerin der Sendereihe Frauenmagazin Zeitpunkte des rbb-Kulturradios "Verspottet, verhöhnt und verfolgt - Die Pionierinnen des Frauenstimmrechts", ein Porträt über Minna Cauer

Interview mit Dr. Kerstin Wolff im Rahmen der Wander- und Online-Ausstellung „Die Weimarer Republik. Deutschlands erste Demokratie“ erarbeitet vom Verein Weimarer Republik e.V.

• Teilnahme am Preisgericht des Bundesministerium der Finanzen für eine Sondermünze zu 100 Jahre Frauenwahlrecht

• Die Zeitschrift »Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte« ist 2018 als Doppelnummer erschienen und hat sich dem Frauenleben in der ersten deutschen Demokratie gewidmet. Titel: Die weibliche/n Geschichte/n der Weimarer Republik, H. 73-74, Juli 2018

• Kerstin Wolff: Unsere Stimme zählt!, Überlingen 2018 : Bast Medien, 160 Seiten, ISBN 978-3-946581-52-9, 19,90 Euro.

• Konzeptionelle Mitarbeit bei einem Ausstellungsprojekt von Stadtmuseum Kassel und Landesmuseum Kassel (museumslandschaft hessen kassel)1918. Zwischen Niederlage und Neubeginn, Ausstellung 10. November 2018 bis 28. April 2019.

• In der Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung entstand ein Online-Dossier Frauenwahlrecht sowie ein Beitrag in der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" im Themenheft "Frauen wählen"42/2018, darin: Kerstin Wolff, 12.10.2018: Auch unsere Stimme zählt! Der Kampf der Frauenbewegung um das Wahlrecht in Deutschland

• Es entstand eine Broschüre in der Reihe "Blickpunkt Hessen" der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Frühjahr 2019

Vorträge und Recherchen

Wenn Sie Interesse an einem Vortrag zur Einführung des Frauenwahlrechts haben, freuen wir uns auf Ihre Anfrage an Dr. Kerstin Wolff
Wenn Sie auf der Suche nach Materialien aus der Bibliothek und dem Archivbestand sind, schreiben Sie uns eine E-Mail!

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