Anna Pappritz (1861-1939). Die Rittergutstochter und die Prostitution
Kerstin Wolff
Wie Anna Pappritz und die Frauenbewegung des beginnenden 20. Jahrhunderts den Kampf um Gleichberechtigung aufnehmen, wie sie es schaffen, dass über das Tabuthema Prostitution öffentlich geredet wird, welche Argumente ausgetauscht und welche Fehden mit den ebenfalls sich dem Thema zuwendenden Ärzten ausgetragen werden, steht im Zentrum dieser Biografie.
Ihr war es nicht eben in die Wiege gelegt, ausgerechnet zur Prostitutionsexpertin zu werden: 1861 in der Mark Brandenburg auf dem Gut ihrer Familie geboren, wurde Anna Pappritz konservativ erzogen. Doch sie strebte ein anderes, freieres Leben an und zog in die aufstrebende Metropole Berlin. Während einer Englandreise im Jahr 1895 wurde sie auf den skandalösen Umgang der Gesellschaft mit Prostituierten aufmerksam– und begegnete Vertreterinnen des englischen Abolitionismus. Tief erschüttert kehrte sie heim und begann Unterstützerinnen für ihre Idee zu suchen, die englische Bewegung zur Abschaffung der Reglementierung der Prostitution nach Deutschland zu holen. 1899 gründete sie den ersten abolitionistischen Ortsverein in Berlin, flankiert von der bürgerlichen Frauenbewegung. Sein Motto: »Es gibt nur eine Moral, sie ist die gleiche für beide Geschlechter.« – Dank des Engagements von Pappritz wurden in der Weimarer Republik die frauendiskriminierenden Regelungen der Prostitutionsabwicklung teilweise aufgehoben.
Umfang
401 Seiten mit Abbildungen
Erschienen
Sulzbach/Ts. 2017