Der Internationale Frauentag
Der 8. März (Internationaler Frauentag) spielt in der Geschichte der Frauenbewegung eine besondere Rolle und wird seit 1911 begangen. Die deutsche Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin brachte 1910 mit ihrer Mitstreiterin Käte Duncker auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im August 1910 einen Antrag ein, der dahin zielte, einen Frauentag zu etablieren, um einmal im Jahr auf internationaler Ebene insbesondere das noch immer fehlende Frauenwahlrecht anzumahnen.
Über 100 Frauen aus 17 Nationen fassten in Kopenhagen folgenden Beschluss: "... Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Die Forderung muss in ihrem Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten. ..." [2]
Bereits im nächsten Jahr fanden in Dänemark, im deutschen Kaiserreich, in Österreich, der Schweiz und in den USA Frauentage statt. War der Internationale Frauentag zunächst nicht auf ein Datum festgelegt, so kristallisierte sich bald der 8. März heraus. Neben dem Frauenwahlrecht ging es vor allem um den Kampf gegen die Kriegsgefahr und um Verbesserungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen. Doch auch nachdem 1919 in der Weimarer Republik das Wahlrecht für Frauen erreicht war, verlor der Internationale Frauentag hierzulande nicht an Bedeutung. Die Gleichberechtigung der Frau, ihr Recht auf eine eigenständige Berufstätigkeit, gleiche Bezahlung und die Gleichberechtigung im Beruf waren Themen, die weiterhin auf der Agenda standen.
Unter den Nationalsozialist*innen wurde der Internationale Frauentag verboten - im KZ Ravensbrück wurde er als Zeichen des Widerstandes begangen. Rosa Thälmann erinnerte sich an den Internationalen Frauentag im KZ: "Die Frauen umarmten und küßten einander. Sie kamen auch zu mir und drückten meine Hände. Junge polnische und sowjetische Mädchen schmiegten sich an mich. In allen Sprachen erklang der Gruß 'Es lebe der 8. März - unser Internationaler Frauentag."[3]
Nach 1945 nahm er dann in Ost- und Westdeutschland eine unterschiedliche Entwicklung. Während in der DDR der Tag nun offiziell als Tag für die Rechte für Frauen am Arbeitsplatz begangen wurde, verlor sich in der BRD nach einem kurzen Aufflackern in der Nachkriegszeit seine Bedeutung. Durch das Internationale Jahr der Frau - 1975 durch die UNO ausgerufen - wurden Diskussionen über die Gleichstellung von Frauen in der BRD wieder lauter und Frauen insbesondere aus den Gewerkschaften demonstrierten am 8. März 1975 für die Anerkennung ihrer Rechte als Arbeiterinnen. Auch die Diskussionen und Aktionen der neuen Frauenbewegung belebten den Internationalen Frauentag und ab Ende der 1970er Jahre wurde der Frauentag in vielen Städten mit vielfältigen Aktivitäten begangen. Die Themenpalette wurde breiter: neben der rechtlichen Gleichstellung von Männern und Frauen wurden Friedensfragen ebenso thematisiert wie Gewalt gegen Frauen.
Der Internationale Frauentag hat eine wechselvolle Geschichte und kann als Gradmesser für den Stand der Frauenbewegungen dienen: So bestimmten mal die leisen und mal die lauten Töne die Diskussion, waren Forderungen in einigen Jahren eher vorsichtig und zaghaft, so wurden sie dann wieder fordernd und kämpferischer, einmal wurde eher gefeiert, ein anderesmal mehr gekämpft.
Digitalisate
Unser Märzentag in: Die Gleichheit, 21. Jg., 1911, Nr. 12, S. 177-179
Heraus mit dem Frauenwahlrecht, Flugblatt zum Internationalen Frauentag 1914
Recherche zum Internationalen Frauentag
Im Online-Katalog META sind Literaturnachweise, Materialien und Digitalisate zum internationalen Frauentag zu recherchieren.
Links zum Internationalen Frauentag
Internationaler Frauentag. Vom Frauenwahlrecht zur gleichberechtigten Teilhabe DGB-Bezirk Hessen-Thüringen