Anprechpartnerin
Laufzeit
Februar 2011 - Januar 2014
Bearbeiterinnen
Dr. Regina Löneke
Helke Dreier M.A.
Dr. Gilla Dölle
Karriere mit Tradition
Analyse der unterschätzten Potentiale von Frauenverbänden bei der Karriereplanung junger Frauen
Wenn junge Frauen Karriere machen wollen, brauchen sie Unterstützung. Stichworte wie "Old-Boys-Network" oder die "gläserne Decke", durch die Frauen in der noch immer männlich geprägten Berufs- und Lebenswelt oft nicht dringen können, zeigen, dass für den erfolgreichen Berufs- und Karriereweg neben fachlicher Qualifikation und charakterlicher Eignung auch Vernetzung mit und Mentoring durch Spitzenfrauen von erheblicher Bedeutung sind. Welche Rolle dabei neben den vielen Network-Gründungen jüngerer Zeit die traditionellen Frauenverbände spielen, wird häufig unterschätzt und nicht ausreichend wahrgenommen.
In diesem Projekt wurde untersucht, in welchem Rahmen Frauenvereine und -verbände ihre Mitglieder auf ihrem Berufs- und Karriereweg fördern und stützen und auf welche Art und Weise sich die Mitgliedschaft in einem Frauenverband für Frauen karrierefördernd auswirkt.
In 45 Interviews wurden Frauen aus dreizehn verschiedenen Frauenverbänden nach ihrem Karriereverständnis, den Voraussetzungen, unter denen sie bereit sind, eine Karriere zu machen und nach dem Nutzen ihres frauenverbandlichen Engagements für den beruflichen Erfolg befragt. Ziel war es herauszufinden, welche Strukturen, Maßnahmen und Verhaltensweisen der Verbände einerseits und der Verbandsmitglieder andererseits sich positiv auf die Karrieren von Frauen auswirken. Flankiert wurden die Interviews durch ein sorgfältiges Quellen- und Literaturstudium.
Die Hauptergebnisse des Forschungsprojektes liegen auf 4 Feldern:
1. Ein anderes Karriereverständnis
Die Aussagen der interviewten Verbandsfrauen zu ihrem Verständnis von Karriere zeigen Umdeutungen und ein erweitertes Verständnis des traditionellen Karrierebegriffs, die mit der gleichwertigen Orientierung der Frauen auf alle Lebensbereiche – Beruf, Familie und Ehrenamt – zusammenhängen. Verbandsfrauen formulieren neben ihrem Interesse an beruflichen Führungspositionen, an verantwortlichen Positionen mit Gestaltungsspielraum und Entscheidungskompetenz die Forderung, die beruflichen Ziele mit den Zielen im privaten, familiären bzw. verbandlichen Rahmen als Bestandteil ihres Karriereverständnisses in Einklang bringen zu können. In den Interviews wird deutlich, dass die beruflichen Entscheidungen von Frauen stark durch ihre konkrete Situation in Partnerschaft und Familie beeinflusst werden.
2. Frauenverband - ein Ort der Karriereförderung
Die Analyse der Interviews zeigt, dass sich das aktive Engagement im Frauenverband beruflich fördernd für Frauen auswirkt und zwar oftmals je mehr desto aktiver dieses Engagement betrieben wird. Die Karriere- und Berufsförderung findet in allen Frauenverbänden statt, also nicht nur in den Berufsverbänden. Letztere offerieren fachliche Fortbildungen zwar gezielter als konfessionelle Verbände oder Verbände mit sozialem Auftrag. Doch die Förderung findet – wie gezeigt werden konnte – eben nicht nur auf der berufsspezifischen Fachebene statt sondern auch auf der Ebene von sozialen und anderen Kompetenzen, die Frauen im Beruf gewinnbringend und sinnvoll einsetzen können.
3. Frauen unter sich – ein bewährtes und zugleich zeitgemäßes Konzept?
Eine grundsätzliche Überlegung betrifft den beruflichen Nutzen des Engagements in einem reinen Frauenverband. Die Aussagen in den Interviews in diesem Zusammenhang sind eindeutig. Mehrfach werden von den Interviewpartnerinnen die Erfahrungen in der Kommunikation mit männlichen Arbeitskollegen im Vergleich zu denen mit Kolleginnen im Verband angesprochen. Gerade für Frauen in von Männern dominierten Arbeitsfeldern, stellt der Frauenverband eine Möglichkeit für einen konstruktiven fachlichen Dialog dar. Frauen brauchen für den Umgang mit den geschlechtsspezifischen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt den Austausch mit und die Erfahrung von anderen Frauen.
4. Geschlechterwissen – ein Baustein der Karriereförderung
Es kann gezeigt werden, wie sehr das alltägliche Denken auch heute noch von Geschlechterzuschreibungen geprägt ist und welche Auswirkungen diese auf das berufliche und private Leben haben. An der Diskrepanz zwischen dem wirklich Geleisteten und dem Sprechen darüber zeigt sich, wie stark Geschlechterwissen und unreflektiert vorhandene Geschlechterbilder die Selbstwahrnehmung von Frauen und ihre Selbstdarstellung prägen und daran hindern, als gleichberechtigt und selbstbewusst aufzutreten.
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