Lesungen von 1993 bis 2017
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26.März 2017
Katja Lange-Müller las aus ihrem Roman »Drehtür«
»Helfen. Anderen helfen, Helfer sein. Ist das ein Grundbedürfnis? Oder eine Fluchttür, die fortführt, weit weg von den eigenen Problemen?«
Katja Lange-Müller (geb. 1951) erzählt von Asta Arnold, einer am Münchner Flughafen gestrandeten Krankenschwester. Nach jahrzehntelangem Einsatz für internationale Hilfsorganisationen aus Nicaragua kommend, ohne berufliche und persönliche Perspektive, steht sie kettenrauchend vor einer Drehtür und lässt ihr Leben Revue passieren. Während sie ihre Umgebung beobachtet, glaubt sie, Menschen wiederzuerkennen, denen sie in ihrem Leben begegnet ist und assoziiert so Geschichten aus ihrer Vergangenheit. Die Episoden setzen sich zu ihrem Leben zusammen, dem einer Helferin, die nun selbst Hilfe benötigt. Katja Lange-Müller zeichnet die skurrilsten und tragischsten Situationen und Figuren mit humorvollem Blick.
30. April 2017
Kathrin Schmidt las aus ihrem Roman »Kapoks Schwestern«
»Was die Zeit macht, scheint sie planvoll zu tun, als liege auf ihren Knien ein schnittmustergleicher Lebensplan ...«
Kathrin Schmidt (geb. 1958) entfaltet ein Panorama der letzten 100 Jahre anhand zweier Familien – den Schaechters und den Kapoks. Im Mittelpunkt stehen der ehemalige Marxismus-Professor Kapok und seine Jugendlieben, die jüdischen Schaechter-Schwestern. Alle drei sind in ihre Elternhäuser in eine (ehemals Ost-) Berliner Siedlung zurückgekehrt. Die Gegenwart ist der Ausgangspunkt der weit verzweigten Familiengeschichte, die in verschiedene Zeiten und Weltgegenden führt: Nationalsozialismus, Flucht, Exil in Moskau, das Leben in der DDR und in Berlin nach der Wende. Es geht um die Suche nach Identität (auch des Jüdisch-Seins in der DDR) während der gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts.
22. Oktober 2017
„Die göttliche Ordnung“ Kinofilm / Schweiz 2017 / Regie: Petra Biondina Volpe
Mit einer Einführung von Kerstin Wolff zum Thema „Kampf um das Frauenwahlrecht“
„Abstimmen zu können ist keine Selbstverständlichkeit, die Frauen haben hart dafür gekämpft und es ist ein hohes Gut, an das wir uns gerade in diesen schwierigen Zeiten erinnern sollten.“ (Petra Biondina Volpe)
Schweiz 1971: Nora ist eine junge Hausfrau und Mutter, die mit ihrer Familie in einem beschaulichen Dorf in Appenzell lebt. Hier ist wenig von den gesellschaftlichen Umwälzungen der 68er-Bewegung zu spüren. Die Dorf- und Familienordnung gerät jedoch gehörig ins Wanken, als Nora beginnt, sich für das Frauenwahlrecht einzusetzen, über dessen Einführung die Männer abstimmen sollen. Von ihren politischen Ambitionen werden auch die anderen Frauen im Dorf angesteckt und gemeinsam proben sie den Aufstand gegen Benachteiligungen und chauvinistische Vorurteile.2018 wird das Frauenwahlrecht in Deutschland 100 Jahre alt. Kerstin Wolff erinnerte in ihrem Einführungsvortrag an den Kampf um dieses heute so selbstverständlich erscheinende Menschenrecht und warf dabei einen Blick über Grenzen.
05.November 2017
ZsuZsa Bánk las aus ihrem Roman »Schlafen werden wir später«
„Aber das Schlafen haben wir auf später verschoben. Auf die Zeit nach dem Leben. (...) Jetzt aber sollten wir wach bleiben. Leben. Arbeiten. Wach sein.“
Zsuzsa Bánk (geb. 1965) präsentiert eine intensive Email-Korrespondenz zweier Frauen, die an romantische weibliche Briefkultur und Briefromane erinnert. Diese gewährt tiefe Einblicke in den Gefühlszustand der Lyrikerin Marta und der Lehrerin Johanna – ungeschminkt und unmittelbar.Die beiden Frauen sind Mitte Vierzig – Jugendfreundinnen – und sie schreiben sich in ständiger Auseinandersetzung mit allen Facetten ihres Lebens über gut drei Jahre lang vorwiegend zu später Stunde Emails über ihren Alltag, ihre Sehnsüchte und Sorgen, ihre Befindlichkeiten, über Vergangenheit und Zukunft. Wachbleiben wollen sie beide, um das Leben nicht zu versäumen, doch sie sind stets übermüdet. Sie stützen sich gegenseitig, vergewissern sich stets ihrer engen Seelenverbundenheit. Dabei hilft ihnen auch ihre gemeinsame Liebe zur Literatur.
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07. Februar 2016
Barbara Honigmann las aus ihrem Erinnerungsbuch „Chronik meiner Straße“
„Eine Straße des Ankommens und Anfangens und des Hängenbleibens ist sie eben, unsere Straße.“
Barbara Honigmann (geb. 1949) beschreibt die Straße in Straßburg, in der sie seit Jahrzehnten lebt, als ein buntes, vitales Mosaik von Menschen aus sehr vielen Nationen und Kulturen. Die Rue Edel, eine unscheinbare, eher hässliche Straße, abseits von Münster und anderen Sehenswürdigkeiten gelegen, ist eigentlich eine „Durchgangsstraße“, eine erste Bleibe für Neuankömmlinge, bis sich eine Wohnung in einer besseren Gegend findet. Die Autorin schildert mit genauem, aber nie verletzendem oder wertendem Blick ihre wechselnden NachbarInnen, die Händler und Flaneure, die Eigenheiten mancher Menschen, das Sprachengemisch, die kleine Welt dieser einen Straße, in der sich die ganze Welt spiegelt.
28. Februar 2016
Susanne Schädlich las aus ihrem Roman „Herr Hübner und die sibirische Nachtigall“
"Nur der’s erlebt, kann’s ermessen. Nur der‘s erfühlte, kann’s verstehn. Versuchen, schweigend zu vergessen, was ich erlebt, gefühlt, gesehn.“
Susanne Schädlich (geb. 1965) schreibt über die Justiz der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR in der Nachkriegszeit, über Verhaftungen aufgrund von Verleumdungen, den Gefängnisalltag und den sibirischen Gulag. Die historisch verbürgten Lebensläufe von Dietrich Hübner, Mitglied der Liberaldemokratischen Partei, und der Operettensängerin und Filmschauspielerin Mara Jakisch, kurze Zeit Zelle an Zelle inhaftiert und sich gegenseitig durch Klopfzeiten verständigend, setzt die Autorin als parallele Erzählstränge. Beide sind politische Gefangene, aufgrund dubioser Beweise verurteilt von einem sowjetischen Militärgericht wegen Spionage für die Westmächte. Jakisch überlebt Sibirien und wird 1955 begnadigt, Hübner 1964 freigekauft. Susanne Schädlich hat Briefe, Protokolle usw. verwendet, was die Authentizität verstärkt und die Willkür des Systems offenlegt.
20. März 2016
Nino Haratischwili las aus ihrem Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“
„W i r entscheiden uns dafür, an was wir uns erinnern wollen und an was nicht. Die Zeit hat damit nichts zu tun.“
Nino Haratischwili (geb. 1983 in Tiflis, Georgien) legt auf knapp 1300 Seiten ein Familienepos vor, das das gesamte 20. Jahrhundert umfasst: Es geht um sechs Generationen einer georgischen Familie, deren Lebensläufe erzählt werden: im Zarenreich, in der Sowjetunion und nach 1991 im unabhängigen Georgien. Es ist die Geschichte eines Schokoladenfabrikanten, der auf seinen Reisen durch Europa die perfekte Schokoladenrezeptur gesucht und schließlich auch gefunden hat. Das Leitmotiv des Romans ist die magische Schokolade, die mit einem Fluch belegt scheint, denn sie bringt denen Unglück, die sie trinken. Meisterhaft verquickt die Autorin die individuellen Lebensschicksale mit den politischen Wirren und unvorstellbaren Gräueln der Kriege und Revolutionen, des Gulags und Exils in den verschiedenen Epochen.
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18. Januar 2015
Karen Köhler las aus ihrem Erzählband "Wir haben Raketen geangelt"
"Zeit fließt nur in eine Richtung. Nur nach vorn. Nur in die Zukunft."
Karen Köhler (geb. 1974) - Schauspielerin, Illustratorin und Theaterautorin - präsentiert mit ihren Erzählungen ein viel gelobtes Debüt. Die neun Geschichten unterscheiden sich äußerlich und inhaltlich stark voneinander, sind jedoch alle durch zwei Motive gekennzeichnet: Die (Frauen)Figuren befinden sich in Grenzsituationen und sie befreien sich von Ballast, um neu anzufangen. Die Bandbreite der Geschichten reicht von Erinnerungen der Ich-Erzählerin an eine alte Freundschaft bis hin zu den Erlebnissen einer im kalifornischen Death Valley gestrandeten Frau, die auf einen hilfsbereiten und lebensrettenden Indianer trifft, den idealen Partner für einen ereignisreichen und sehr amerikanischen Trip.
01. März 2015
Marlene Streeruwitz las aus ihrem Roman "Nachkommen"
"Sie war eine Person mit einem Leben. Sie wusste schon alles. Sie musste nur noch die Zusammenhänge genauer herausfinden."
Marlene Streeruwitz (geb. 1950), mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, nimmt in ihrem Roman einen der renommiertesten deutschen Literaturpreise aufs Korn: Die junge Nelia Fehn, selbst Tochter einer Schriftstellerin, steht mit ihrem Erstling auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Den Preis erhält sie letztlich nicht. - "Nachkommen" hat viele Facetten: Es ist eine Familiengeschichte, eine Abrechnung mit den Machenschaften im Literaturbetrieb und es ist ein Roman im Roman. Als besonderen Coup hat Marlene Streeruwitz unter dem Pseudonym Nelia Fehn den in "Nachkommen" behandelten Roman "Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland" einige Monate später veröffentlicht.
19. April 2015
Katja Petrowskaja las aus ihren Geschichten "Vielleicht Esther"
"Geschichte ist, wenn es plötzlich keine Menschen mehr gibt, die man fragen kann, sondern nur noch Quellen."
Katja Petrowskaja (geb. 1970 in Kiew) - Journalistin - erhielt für ihre vielfach besprochene und hoch gelobte Erzählung, die das ganze 20. Jahrhundert umfasst, den Ingeborg-Bachmann-Preis 2013. Die jüdische Autorin schreibt über ihre Familie, die Lebenden, vor allem aber über die Toten. Das Buch setzt sich zusammen aus familiären Tradierungen, die mündlich überliefert sind, aus Archivfunden, Rechercheergebnissen und Reiseerlebnissen zwischen Berlin, der Ukraine und Polen. Die Fragmente sind assoziativ verknüpft, Vergangenheit und Gegenwart wechseln in dieser Geschichte, die keiner Chronologie folgt.
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23. Februar 2014
Monika Zeiner stellte ihren Roman "Die Ordnung der Sterne über Como" vor
"Der Liebende […] sieht also, ohne zu sehen. Er sieht nach innen. Er bespiegelt sich selbst, Selbstreflexion nennen wir das."
Monika Zeiner (geb. 1971), Hörspielautorin, Sängerin und Texterin der Italo-Swing-Band marinafon, siedelt ihren Debütroman – nominiert auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2013 – in der Westberliner Musikszene an. Sie erzählt eine zeitlose Dreiecksgeschichte um zwei Männer und eine Frau: Der Pianist Tom Holler tourt mit seiner Band durch Italien und hofft, in Neapel seine große Liebe Betty Morgenthal wiederzusehen. Die Ärztin war die Lebensgefährtin seines besten Freundes Marc, der tödlich verunglückte. Je näher die Begegnung rückt, desto tiefer taucht Tom in die Vergangenheit ein und erlebt die ménage à trois noch einmal. – Sinnlich, variationsreich, absurd und komisch schreibt Monika Zeiner über die Liebe.
23. März 2014
Angelika Klüssendorf las aus ihrem Roman "April"
„Sie ist davon gekommen, dieses Gefühl steckt ihr in den Knochen, löst einen Anfall von Übermut aus: Sie könnte glatt Schafe hüten oder auf einem Schiff anheuern. Was für Möglichkeiten!“
Angelika Klüssendorf (geb. 1958), viel gerühmt für ihren letzten Roman Das Mädchen, zeigt in April den weiteren Weg ihrer Protagonistin. Das Mädchen nennt sich mittlerweile April nach einem Song von Deep Purple, hat die Zeit im Heim hinter sich gebracht, eine Ausbildung abgebrochen und arbeitet als Bürohilfskraft. Im Leipzig der späten 1970er Jahre versucht sie sich im Umfeld zwischen alten und neuen Freunden zurechtzufinden, stößt oft an ihre Grenzen und überschreitet die ihr gesetzten, auch im räumlichen Sinne mit der Ausreise nach Westdeutschland. Immer wieder stellt sich die Frage nach den Prägungen der Kindheit durch die verantwortungslose Mutter und den alkoholabhängigen Vater. – Angelika Klüssendorf präsentiert einen Adoleszenzroman und gleichzeitig portraitiert sie die soziale Situation im DDR-Sozialismus und im West-Berlin der frühen 1980er Jahre.
6. April 2014
Marion Poschmann las aus ihrem Roman "Die Sonnenposition"
"Draußen geht die Sonne auf und unter. Im Schloss verfallen die Kränze und Kreise. Die Stuckrosetten schwinden, das Deckengemälde Aurora verrottet, in die strahlig angelegten Achsen im Park frisst sich Gras."
Marion Poschmann (geb. 1969), mit vielen Ehrungen bedachte Schriftstellerin, erzählt in ihrem Roman – nominiert auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2013 – von Altfried Janich, der nach der Wiedervereinigung als Klinikpsychiater in einem zerfallenden Barockschloss arbeitet, das als Psychiatrie genutzt wird. Er möchte seinen PatientInnen gegenüber die "Sonnenposition" einnehmen und ihnen dadurch Orientierung bieten. Durch drückende Erinnerungen an seine Familiengeschichte und den mysteriösen Unfalltod seines Freundes Odilo verliert Janich allmählich den Realitätsbezug; er gleitet auf die "Nachtseite" hinüber. – Virtuos spielt Marion Poschmann die Motivkomplexe von Licht und Schatten durch.
18. Mai 2014
Monika Maron las aus ihrem Roman "Zwischenspiel"
"Was ist so ein Ich eigentlich, [...] wenn dem alten Ich das junge so fremd ist, als gehörte es gar nicht zu ihm. Wo bleiben die ganzen Ichs überhaupt, die man in seinem Leben war und denen man das letzte immerhin verdankt?"
Monika Maron (geb. 1941), vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin – u.a. Kleist-Preis 1992, Deutscher Nationalpreis 2009 – erzählt von Ruth, die zu Olgas Beerdigung fahren will. Olga war kurze Zeit ihre Schwiegermutter, danach jahrzehntelang ihre Freundin. Am Beerdigungsmorgen bekommt Ruth eine Sehstörung, die Welt flirrt vor ihren Augen. Auf dem Weg zum Friedhof verfährt sie sich und landet in einem Park, wo ihr Tote und Lebende erscheinen, mit denen sie Gespräche führt. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen für einen Tag, an dem Ruth ein Lebensresümee zieht. Am Abend wird sie die Welt wieder in den gewohnten Strukturen wahrnehmen. – Monika Maron fragt in ihrem humorvollen und phantastischen Roman nach den Konsequenzen von Entscheidungen, nach möglichen Alternativen und nach Schuld.
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24. Februar 2013
Ursula Krechel las aus ihrem preisgekrönten Roman "Landgericht"
„Er war angekommen. Angekommen, aber wo.“
Ursula Krechel (geb. 1947), mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, erzählt in ihrem Roman von der Rückkehr des jüdischen Richters Richard Kornitzer 1947 nach Deutschland. Kornitzer war im Exil in Havanna gewesen, seine ‚arische‘ Frau war zurückgeblieben, die beiden Kinder nach England geschickt worden.
Die Autorin begibt sich auf Spurensuche nach Richard Kornitzer. Anhand historischer Quellen und Dokumente, die das Ergebnis zehnjähriger Recherchearbeit sind, zeichnet sie sein Leben nach. Dokumentarisches und Fiktives vermischt sie vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit und den Gründungsjahren der Bundesrepublik. Es gelingt ihr, ein atmosphärisch dichtes Portrait der Zeit zu schaffen, in dessen Mittelpunkt ein Mann steht, der Gerechtigkeit sucht. Für „Landgericht“ erhielt Ursula Krechel den Deutschen Buchpreis 2012.
23. Juni 2013
"Das Weiterleben der Ruth Klüger" - Film von Renata Schmidtkunz
Mit dem berührenden Dokumentarfilm "Das Weiterleben der Ruth Klüger" gelingt der Filmemacherin Renata Schmidtkunz ein authentischer Einblick in die Ansichten einer außergewöhnlichen Frau und Holocaust-Überlebenden. Das einfühlsame Portrait über eine der bedeutendsten Literaturwissenschaftlerinnen unserer Zeit kommt, trotz intimer Nähe, ohne voyeuristischen Touch einer Homestory aus. Gleichzeitig spiegelt es hellsichtig den Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit. Besonders Ruth Klügers unpathetische, unkonventionelle Art, ihre sensible Unerbittlichkeit und analytische Distanz in der Auseinandersetzung mit der Shoa macht dieses unprätentiöse Portrait sehenswert.
Die Regisseurin Renata Schmidtkunz war anwesend.
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02. Februar 2012
Eva Mattes las aus ihrer Autobiographie "Wir können nicht alle wie Berta sein. Erinnerungen"
"Ich wusste aber, dass man jedes Gefühl in sich aufspüren kann, man muss es nur zulassen, tief genug graben."
Eva Mattes (geb. 1954), Film-, Theater- und Fernsehschauspielerin, einem breiten Publikum bekannt als Konstanzer Tatortkommissarin Klara Blum, schildert in ihrer Autobiographie ihren künstlerischen Werdegang. Seit 1966 hat sie in über 200 Kinofilmen, Fernsehfilmen und Theaterinszenierungen mitgewirkt. Wie diese Arbeit konkret aussah, enthüllt Eva Mattes in ihrem Buch. Sie erzählt von ihrer Liebe zur Schauspielkunst, der Zusammenarbeit mit den Berühmtheiten des Neuen Deutschen Films wie Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Michael Verhoeven und vielen anderen. Genauso berichtet sie über ihre Bühnenarbeit, u.a. mit den Regisseuren Peter Zadek und Claus Peymann, die einen großen Teil ihres künstlerischen Schaffens ausmacht. Parallel dazu erzählt Eva Mattes von ihrer Kindheit und Jugend, ihrer Mutter und ihrer Schwester, ihren Kindern, ihren Lieben und von Begegnungen, die ihr Leben verändert haben.
Eva Mattes‘ Autobiographie gibt einen einzigartigen Einblick in die deutsche Theater- und Filmgeschichte der letzten Jahrzehnte.
18. November 2012
Wibke Bruhns las aus "Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen"
"Ich war auf den meisten Politikfeldern zu Hause, ich konnte mit großem Publikum umgehen, jeder kannte mich, ..."
Wibke Bruhns (geb. 1938) – politische Journalistin – schildert ihre nicht immer einfache Kindheit und Jugend als Flüchtlingskind mit einer auf sich allein gestellten Mutter. Der Vater war als Mitverschörer des 20. Juli 1944 von den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet worden; seine Geschichte und die ihrer Familie hat Wibke Bruhns 2005 mit „Meines Vaters Land“ veröffentlicht. Nach abgebrochenen Geschichtsstudium und Volontariat bei der Bild-Zeitung wurde Wibke Bruhns 1962 Redakteurin beim gerade ins Leben gerufenen ZDF und Anfang der 1970er Jahre erste weibliche Nachrichtensprecherin. Das war damals eine Sensation, Anfeindungen blieben nicht aus, aber: Wibke Bruhns wurde mit einem Schlag bundesweit bekannt. Das kam ihr zustatten bei ihrem Engagement für die SPD und den Wahlkampf Willy Brandts 1972. Breiten Raum in ihrem Buch nimmt ihre Arbeit für den Stern ein: Mehrere Jahre war sie Nahost-Korrespondentin in Israel, später Korrespondentin in Washington. Und sie berichtet von dem Skandal um die Hitler-Tagebücher. – Wibke Bruhns legt mit ihrer Autobiographie ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer journalistischen Tätigkeit vor, das gleichzeitig die Zeitgeschichte widerspiegelt.
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8. Mai 2011
Angela Steidele stellte ihre Doppelbiographie "Geschichte einer Liebe: Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens" vor
"... am besten vergleichst Du uns ein paar Leuten, die sich spät finden und dann einander heiraten. Stürbe sie – so spräng ich jetzt in den Rhein, denn ich könnte nicht ohne sie bestehen." (Adele Schopenhauer an Ottilie von Goethe)
Angela Steidele (geb. 1968) - Dozentin an der Universität Hildesheim und freie Autorin – zeichnet in ihrer Doppelbiographie den Lebensweg von Adele Schopenhauer (1797-1849) und Sibylle Mertens Schaaffhausen (1797-1857) nach. Schriftstellerin und Künstlerin die eine, Musikerin, Komponistin, Altertumskundige und Mäzenin die andere. Seit 1828 verband diese beiden Frauen eine intensive Liebesbeziehung, die allen Widrigkeiten zum Trotz bis zum Tod von Adele Schopenhauer währte. Von ihrer Umgebung - Sibylle Mertens war sechsfache Mutter und lebte in einer arrangierten Ehe mit einem ungeliebten Mann - wurde die Verbindung als „Unrecht, Wahnwitz, Tollheit“ bezeichnet.
In einer lebendigen Schilderung präsentierte Angela Steidele zwei ungewöhnliche Frauen, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinweg setzten und sich zur Frauenliebe bekannten. Anhand vieler unveröffentlichter Quellen war es der Autorin möglich, diese für die Zeit des Biedermeiers außergewöhnliche Verbindung zu rekonstruieren.
22. Mai 2011
Tanja Dückers las aus ihrem Roman "Hausers Zimmer"
"... Und jetzt sollte ich schlafen. Ich konnte aber, wie so oft, nicht schlafen. ... So lange ich nicht am Ende des Schuljahres sitzen blieb, wollte ich lieber nachts herumgrübeln. Unseren Hof beobachten. Gucken, was der Hauser so machte."
Tanja Dückers (geb. 1968) – Germanistin und Kunsthistorikerin – schildert in ihrem vierten Roman das Berlin von 1982, zur Zeit des Kalten Krieges. Die geteilte Stadt immer noch mit Einschusslöchern und Ruinen, Insel und Frontstadt, eingeschlossen. Erzählt wird aus der Perspektive einer Vierzehnjährigen, die mit ihren alternativ geprägten Eltern und ihrem älteren Bruder in einem Berliner Altbau lebt. Die junge Julika Zürn beobachtet sehr genau das Geschehen in ihrem Wohnumfeld: Von ihrem Zimmer aus sieht sie auf den Innenhof, den sich zwei Künstler teilen, und auf die Fenster der umliegenden Wohnungen. In ihren schlaflosen Nächten zieht sie das orange leuchtende Fenster des Motorradrockers Peter Hauser mit der Hawaiitapete über dem Bett magisch an. Julika Zürn träumt sich in die weite Welt hinaus – nach Patagonien. Tagsüber erkundet und interpretiert sie ihre reale Welt.
Tanja Dückers gelingt eine wunderbare Milieu- und Zeitschilderung. Sie zeigt den Alltag mit Punks und Obdachlosen, bürgerliche und alternative Lebenswelten, die in Mietshaus, Schulhof und Straße einander begegnen. Mit Humor und Ironie setzt sie sich mit den Widersprüchen der Achtundsechziger auseinander.
26. Juni 2011
Adriana Altaras las Episoden aus ihrer Familiengeschichte "Titos Brille"
"Ich hasse Geheimnisse. Ich finde, Geheimnisse sind das Allerletzte. Ich verabscheue sie. Abgrundtief. Auf der Liste der unerträglichen Geheimnisse rangieren die Familiengeheimnisse ganz weit oben."
Adriana Altaras (geb. 1960) – Schauspielerin und Regisseurin – beschreibt mit großem Witz und sehr viel Wärme die Geschichte ihrer jüdischen Familie: Nach dem Tod ihrer Eltern räumt sie deren Wohnung aus, in der seit Jahrzehnten nichts weggeworfen worden war. Sie sichtet kuriose Hinterlassenschaften, bewegende Briefe, Dokumente, alte Fotos. Dabei stößt sie auf Familiengeheimnisse, die bisherige Gewissheiten ins Wanken bringen. Sogar die Toten reden von nun an mit und erzählen ihre eigenen Geschichten.
Die Autorin schildert das Leben von sehr verschiedenen Schwestern, von ihrem Vater, dem Arzt, und ihrer Mutter, der Architektin, beide ehemalige Partisanen in Kroatien. Sie berichtet vom Exil in Italien, der Schweiz und schließlich in Deutschland. Auch ihr Berliner Leben mit einem nichtjüdischen Mann und zwei Söhnen kommt in dieser Familiengeschichte nicht zu kurz. Adriana Altaras vermag es auf hinreißende Weise, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verknüpfen.
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31. Januar 2010
Kathrin Schmidt las aus ihrem Roman "Du stirbst nicht"
"Sie sollte sich einen Erinnerungsfaden denken, an dem sie sich entlanghangelt. Es wird sicher mühsam werden, aber wie sonst sollte sie die vergangenen Wochen, vielleicht Monate, zurückbekommen?"
Kathrin Schmidt (geb. 1958) arbeitete als Psychologin, Redakteurin, Sozialwissenschaftlerin. Für ihre Romane und Gedichtbände wurde sie mit verschiedenen Literaturpreisen geehrt, 2009 erhielt sie den Deutschen Buchpreis für "Du stirbst nicht".
In diesem Roman, der auf eigener Erfahrung beruht, schildert die Autorin, wie ihre Protagonistin, die Schriftstellerin Helene Wesendahl, nach dem Platzen eines Aneurysmas im Gehirn Stück für Stück ihr Leben zurückgewinnt. Sie schreibt in der Ich-Perspektive, was die Unmittelbarkeit des Erlebens verstärkt, und erzählt vom völligen Verlust der Körperfunktionen, der Sprache, der Erinnerungen, der Identität und dem schwierigen und schmerzhaften Prozess der körperlichen und geistigen Heilung.
21. Februar 2010
Inge Jens las aus "Unvollständige Erinnerungen"
"Die Rückschau auf mein Leben verbietet mir, mit dem Heute zu hadern."
Inge Jens (geb. 1927), Literaturwissenschaftlerin und Publizistin, renommierte Herausgeberin der Tagebücher und Briefe Thomas Manns, wurde als Autorin der Lebensgeschichten Katia Manns und Hedwig Pringsheims, die sie zusammen mit ihrem Mann verfasste, einem breiten Publikum bekannt.
In ihren Erinnerungen, die gleichzeitig ein Streifzug durch die deutsche Geistesgeschichte der Nachkriegszeit sind, schildert Inge Jens die Stationen ihres Lebens: Aufwachsen in Hamburg, Studium und Ehe mit Walter Jens in Tübingen, ihre germanistischen Arbeiten sowie Begegnungen und Freundschaften mit Persönlichkeiten wie Karola und Ernst Bloch, Richard von Weizsäcker oder Carola Stern. Und mit großer Offenheit schreibt sie über die Demenzerkrankung ihres Mannes.
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26. April 2009
Die Lesung mit Jenny Erpenbeck aus ihrem Roman "Heimsuchung" musste leider ausfallen.
17. Mai 2009
Die Lesung mit Ruth Klüger - eingebunden in ein Gespräch mit der Journalistin Ruth Fühner - aus ihrer Autobiographie "unterwegs verloren" musste leider ausfallen.
28. Juni 2009
Isabella Huser las aus ihrem Roman "Das Benefizium des Ettore Camelli"
"Und als wäre Teds Skulptur, das Gefährt auf hohen Rädern, das zu fliegen scheint, aus Versehen zurückgeblieben, einzige Spur der Verstorbenen und einzige Erinnerung an sie."
Isabella Huser (geb. 1958) - Übersetzerin und Filmproduzentin in Zürich - lässt die Protagonistin ihres Debütromans, die New Yorker Journalistin Heather Hughan, für ein Sabbatjahr nach Venedig gehen. Bei einem Besuch der Toteninsel San Michele entdeckt sie einen Grabstein, der das Relief eines fliegenden Gefährts zeigt, genau wie die Skulptur, die Heather Hughan von ihrem lang verstorbenen holländischen Großvater Ted hat. Die Suche nach einer Verbindung zwischen beiden führt sie tief in die Geschichte eines kleinen italienischen Ortes und damit in die eigene Familiengeschichte. Rasant wechselnde Zeitebenen und Schauplätze sind charakteristisch für diesen spannenden, sich wie ein Krimi lesender Roman.
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23. November 2008
"Menschen im Hotel" - Kinofilm (USA 1932) nach dem gleichnamigen Roman von Vicki Baum mit einer Einführung von Nicole Nottelmann in Leben und Werk von Vicki Baum
"Was für Vorzüge meine »Menschen im Hotel« sonst aber auch haben mögen, nach dem Buch entstand ein Film, ein überlebensgroßer Geburtstagskuchen mit ungewöhnlich vielen Rosinen, um die eine ganze Schar Filmstars ... kämpften."
Vicki Baum (1886-1960), Bestsellerautorin des Ullstein-Verlages in den 1920er Jahren, war nicht Schriftstellerin aus Berufung: Sie schrieb, um Geld zu verdienen. Aus wirtschaftlichen Gründen emigrierte sie 1931 mit ihrer Familie in die USA. Auch dort waren ihre realistischen, Fragen und Probleme der Zeit thematisierenden Romane sehr erfolgreich. Einer ihrer berühmtesten, "Menschen im Hotel", wurde verfilmt und mit einem Oscar als "Bester Film" prämiert. Die USA-Fassung von 1932 - im Originaltitel "Grand Hotel"; Regie: Edmund Goulding - mit Greta Garbo, Joan Crawford und John Barrymore wird in dieser Matinee gezeigt. Einleitend wird die Literaturwissenschaftlerin Nicole Nottelmann, die mit "Die Karrieren der Vicki Baum" die erste Biographie vorgelegt hat, die bis heute unterschätzte Schriftstellerin vorstellen.
14. September 2008
"Unter den Jakarandabäumen" - Eva-Maria Keller las Texte von Doris Lessing
"Ich habe mein Leben auf der Suche verbracht. Natürlich tut das jeder von uns. Ich jage ständig der Liebe und dem Ruhm hinterher."
Die Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing (geb. 1919) wird in dieser Veranstaltung in autobiografischen und literarischen Texten - zusammengestellt von Verena Joos - vorgestellt. Bekannt wurde Doris Lessing, die in der britischen Kolonie Rhodesien (heute Simbabwe) aufgewachsen ist, 1950 mit dem Roman "Eine afrikanische Tragödie". In ihrem Werk befasst sie sich mit spirituellen Erfahrungen und Selbstfindung und setzt sich kritisch mit dem Zeitgeschehen auseinander. "Sie ist die Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat", so das Nobelpreiskomitee 2007. - Es las die dem Kasseler Publikum aus vielen Rollen bekannte Schauspielerin Eva-Maria Keller, seit 1982 am hiesigen Staatstheater engagiert. Die Lesung wurde musikalisch begleitet von dem afrikanischen Musiker Papy Placktor.
10. November 2008
"Briefe aus dem Familienalltag der Bettina von Arnim (1785 -1859)" - gelesen von Sabine Wackernagel
"... ich bedarf Deiner in der Stadt mehr wie auf dem Lande, weil ich Dir mehr Interessantes mitzuteilen habe. Die Neuigkeiten, die Äußerungen, das Betrachten haben einen wichtigen Charakter ."
Bettina von Arnim (1785-1859), Schriftstellerin, siebenfache Mutter, Goethe-Verehrerin, wurde in dieser Lesung von der Schauspielerin Sabine Wackernagel vorgestellt. Anhand des Briefwechsels mit ihrem Mann Achim von Arnim (1781-1831) - die räumliche Trennung des Paares erforderte eine rege Korrespondenz - wurde die facettenreiche Persönlichkeit Bettina von Arnims zum Leben erweckt. Die Briefe geben Einblick in diese von ständiger Geldnot gezeichneten Verbindung, vor allem von Bettinas Seite aus, und zeigen ihre Eloquenz und ihren Humor. Gleichzeitig enthalten sie viele Alltagsschilderungen und sind insofern auch als zeitgeschichtliche Dokumente zu werten. Sabine Wackernagel, die seit längerem als freie Schauspielerin arbeitet, ist mit ihren vielfältigen Programmen auch über Kassel hinaus bekannt.
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11. Februar 2007
Julia Franck las aus ihrem Roman "Lagerfeuer"
Die aus Ost- Berlin stammende Schriftstellerin Julia Franck (geb. 1970) hat mehrere Auszeichnungen für ihre Bücher erhalten: so u.a. 2004 den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis; 2005 den Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim und das einjährige Arbeitsstipendium an der Villa Masssimo in Rom. Julia Franck schreibt Romane und Erzählungen, ihre Bücher sind in mehreren Sprachen übersetzt. In "Lagerfeuer" setzt sie sich kritisch mit deutscher Zeitgeschichte auseinander, sie präsentiert einen deutsch-deutschen Flüchtlingsroman, der im Notaufnahmelager (Berlin-) Marienfelde spielt. Die Verhältnisse, die ihr dritter Roman schildert, kennt sie aus eigener Erfahrung: Nach der Ausreise aus der DDR 1978 war sie mit Mutter und Geschwistern in diesem Lager. Julia Franck ist eine hervorragende Erzählerin, die die beklemmende Atmosphäre des Lagerlebens und die Gefühle ihrer Hauptfiguren nachvollziehbar vermittelt.
17. November 2007
Festveranstaltung zum 15-jährigen Jubiläum des Fördervereins
Begrüßung - Prof. Dr. Sabine Hering, Vorstand der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
Die Geschichte der Freundinnen in Bildern, Powerpointpräsentation
"Wo bleibt u n s e r e Revolution? " (Claire Goll) - Vier Jahrhunderte Frauen in Bewegung,
Lesung von Heidi de Vries und Hergard Engert; Zusammenstellung von Verena Joos
Musikalische Gestaltung - Kerstin Röhn, Saxophon / Querflöte und Natsuko Inada, Piano
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19. Februar 2006
Barbara Honigmann las aus "Ein Kapitel aus meinem Leben"
"Sie hat mich geboren, und nun setze ich sie wieder als Legende in die Welt. Kurz hinter der Wahrheit und dicht neben der Lüge, so wie es ihr Credo war."
Barbara Honigmann (geb. 1949), mit vielen Auszeichnungen bedacht - so u.a. 1986 mit dem Aspekte-Preis und 2000 mit dem Kleist-Preis - begibt sich auf die Spurensuche nach der Lebensgeschichte ihrer Mutter, einer ungewöhnlichen Frau: die Wiener Jüdin und Kommunistin Lizzy Kohlmann geht in den 1930er-Jahren nach London ins Exil, später nach Ost-Berlin. Besonders spektakulär ist die Ehe mit dem "englischen Studenten" Kim Philby, Spion und Doppelagent im Dienste Moskaus, der sich später dorthin absetzt. Ihre e igene Geheimdiensttätigkeit ist einer der vielen Widersprüche im Leben der Mutter, das Kapitel, über das nicht gesprochen wird. Mit liebevoller Distanz beschreibt Barbara Honigmann ihre Mutter, die in vielen Punkten geheimnisvoll bleibt. Die Autorin zeichnet eine starke, widersprüchliche Frau, die sich immer wieder neu erfindet. Das Portrait bleibt fragmentarisch, vage, eine Suche.
26. März 2006
Die Lesung vonIrene Dische aus ihrem tragikomischen Roman "Großmama packt aus" musste leider ausfallen.
03. November 2006
Christine Nagel: "In der Seele das Ringen nach Freiheit" - Louise Dittmar (1807-1884)
"Vor allem das weibliche Geschlecht, ihm muß der Selbstzweck des Menschen zum weiblichen Evangelium werden."
Die Historikerin Christine Nagel (geb. 1947) stellte in einem Vortrag Leben und Werk der Radikaldemokratin Louise Dittmar (1807-1884) vor, die im Vormärz und in der deutschen Revolution von 1848/49 politisch aktiv war. Louise Dittmar ergriff als überzeugte Demokratin und Republikanerin Partei für die Freiheitsrechte der Frau und tat dies in Wort und Schrift: Sie kritisierte das idealistische Ehekonzept von der harmonischen Einheit des nach außen agierenden Mannes und der im Häuslichen gefühlvoll wirkenden Frau als ideologisches Konstrukt. Das Diktat ’echter’ Weiblichkeit empfand sie zeitlebens als Zumutung. Mit ihrem Buch, der ersten systematischen Analyse von Louise Dittmars Wirken schließt Christine Nagel eine Forschungslücke der Geschichts- wie der Literaturwissenschaft.
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12. Juni 2005
Helga Schütz las aus ihrem Roman "Knietief im Paradies"
"Es ist eine Übung, ich übe das Vorübergehen, ohne dass ich gesehen werde. Ich bin eine leise ratternde Karre. Ein grüner Fleck, der schnell verfliegt."
Helga Schütz (geb.1937) gehört zu den bekanntesten DDR-Autorinnen. Sie ist freie Schriftstellerin, Drehbuchautorin und emeritierte Professorin an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Sie beschreibt in ihrem leisen, poetischen Roman die Geschichte des Waisenkindes Eli, die als einzige aus ihrem Wohnhaus die Dresdener Bombennacht am 13. Februar 1945 überlebt. Eli muss schnell erwachsen werden, auf eigenen Beinen stehen und beginnt gleich nach der Schule eine Gärtnerinnenlehre. Sie entdeckt, dass gut, zufrieden und bequem lebt, wer nicht auffällt, deshalb bekommt sie auch die ehrenvollsten Aufgaben ihrer Lehrgärtnerei. So zieht Eli, die gestiefelte Gärtnerin, mit ihrem Karren durch die Stadt, unerkannt und unbeachtet, im Herzen die große Sehnsucht nach einem Menschen, für den sie wichtig ist.
02. Oktober 2005
Eva Demski las aus ihrem Buch "Von Liebe, Reichtum, Tod und Schminke"
"Man sucht sich nicht aus, welches Zeitalter einem zu besichtigen aufgegeben ist."
Eva Demski, (geb.1944), bekannte Frankfurter Autorin, Journalistin und Filmemacherin, vielfach ausgezeichnet für ihr schriftstellerisches Werk, u.a. mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen 2004, diesjährige Inhaberin der Brüder-Grimm-Professur der Universität Kassel, liest aus ihrer Sammlung von Essays, Erzählungen und Feuilletons. Die Texte zeichnen sich durch genaue Beobachtungsgabe und sehr viel Humor aus. Eva Demski beginnt mit einer "Liebeserklärung" an ihren Vater, sie erzählt von erfüllter und unerfüllter Liebe, von der Beziehung alter Männer zu sehr jungen Frauen. Das Buch handelt auch vom Altern, von Geist und Geld, vom Erben und Vererben und vom lebenslangen Versuch der Frauen, ihr eigenes Wunschbild von sich selbst mit "Tonnen von Salben und Ölen" zu erschaffen. Eva Demskis ebenso amüsante wie entlarvende Ausführungen zu den verschiedenen Themen bieten ein Panorama ihrer Weltsicht.
18. November 2005
"Marie Stritt (1855-1928) - eine "kampffrohe Streiterin" der Frauenbewegung"
Elke Schüller las aus ihrer 2005 erschienenen Biographie über die bedeutende Frauenrechtlerin
"Ich aber habe das Leben in seiner ganzen Fülle und Buntheit kennen gelernt, wurde in seinen vollen Strom mitgerissen, schwamm mit ihm, noch häufiger gegen ihn."
Marie Stritt (1855-1928) war eine der bedeutendsten und charismatischsten ’Führerinnen’ der bürgerlichen Frauenbewegung. Die ausgebildete Schauspielerin zählte zu den wichtigsten Pionierinnen des Kampfes für die Frauenrechte, leitete den Dachverband der Frauenbewegung - den Bund Deutscher Frauenvereine - und gehörte zu den hervorragende Persönlichkeiten der Stimmrechtsbewegung. Als Grenzgängerin zwischen dem gemäßigten und dem radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung war Marie Stritt allerdings keineswegs unumstritten und erwies sich in zahlreichen Auseinandersetzungen sowohl um ihre Person als auch um inhaltliche Positionen als ’kampffrohe Streiterin’ in den Reihen der Frauenbewegung.
Elke Schüller ist promovierte Sozialwissenschaftlerin und Autorin u.a. der 2005 im Ulrike Helmer-Verlag erschienen Biographie von Marie Stritt.
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26. September 2004
"Christa Wolf - Ein Tag im Jahr"
gelesen von der Schauspielerin Heidi de Vries, musikalische Begleitung: Kerstin Röhn / Querflöte
"...die Stunden, in denen ich schreibe, sind mein konzentriertestes und wichtigstes Leben..."
Christa Wolf (geb.1929) - Deutschland wohl renommierteste Schriftstellerin, 2002 für ihr Lebenswerk mit dem Deutschen Bücherpreis geehrt - hat mit "Ein Tag im Jahr" ihr persönlichstes Buch geschrieben. 40 Jahre lang protokolliert sie jeden 27. September und notiert, was sie an diesem Tag erlebt, gedacht, gefühlt hat. Entstanden ist ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Existenz als Autorin, als Autorin, als Zeitgenossin, als Mutter, als Bürgerin der DDR und schließlich der BRD.
Heidi de Vries - Dozentin, Regisseurin, Schauspielerin - las aus dem Tagebuch sowie Briefwechseln von Christa Wolf und würzte ihre Lesung mit Lyrik von DDR-Autorinnen.
Kerstin Röhn - studierte Querflöte an der Musikakademie Kassel, spielt u.a. im Swingorchester Truxa und im Duo Shiratori - hat die Lesung mit Improvisationen begleitet.
10. Oktober 2004
Claudia Rusch las aus ihren Erinnerungsgeschichten "Meine freie deutsche Jugend"
"Als Mädchen war ich zerrissen zwischen dem Wunsch nach Unauffälligkeit und der Würde einer Eingeweihten."
Claudia Rusch (geb.1971) - Germanistin und Romanistin, Fernsehredakteurin und mittlerweile freie Autorin - hat sich mit ihrem ersten Buch 2003 sofort in die Bestsellerlisten geschrieben. Sie erzählt in ihren sehr persönlichen Geschichten pointiert und mit Herz und Humor, wie sie unter kaum glücklich zu nennenden Umständen eine glückliche Kindheit in der DDR verlebte, auch wenn die bitteren Erfahrungen nicht ausblieben. Die Geschichten handeln von skurrilen Begegnungen eines Kindes mit der Staatsmacht, von der Jugendweihe und von Enttäuschungen, von Familie und der ersten Liebe und von der Sehnsucht nach Freiheit.
07. November 2004
Uta Titz las aus ihrem autobiographisch geprägten Roman "Stella Runaway" und sang begleitet von Don Franco
"Ich kann kommen, wann ich will, ich kann gehen, wann ich will, und dazwischen mache ich jedem eine Freude, der dafür empfänglich ist."
Uta Titz (geb.1972) - Straßenmusikerin, Songwriterin, Mitbegünderin der Kölner Gruppe Magic Street Voices unter dem Namen Crazy Praetorius, jetzt auch Autorin - erhielt für ihr Erstlingswerk den Kranichsteiner Förderpreis 2003 des Deutschen Literaturfonds Darmstadt. "Stella Runaway" ist eine Aussteigergeschichte: Emma, die Protagonistin des Romans, verliert ihren Job an einer Tankstelle, weil sie bei einem Überfall dem Räuber einen Vorsprung gibt. Sie lässt sich treiben, bis sie weiß, was sie sein will: Straßenmusikerin. Ungeschönt, fesselnd und kraftvoll wird ihr Leben auf der Straße geschildert, ihre Begegnungen mit Punks und Berbern, aber auch Vertretern der Wohlstandsgesellschaft. Einige ihrer Songs werden aufgenommen und Emma landet einen Hit in den Charts ...
Don Franco (geb.1964) - Songwriter, Sänger, spielt Rhythmusgitarre, gründete mit Crazy Praetorius die Magic Street Voices.
05. Dezember 2004
Viola Roggenkamp las aus ihrem Roman "Familienleben"
"Wenn sie tot sind, müssen sie keine Angst mehr um uns haben, und wir können gehen. Wenn sie tot sind, bin ich frei. Es gibt keine andere Möglichkeit."
Viola Roggenkamp (geb.1948) - renommierte Hamburger Publizistin - Buchautorin und Kolumnistin, schildert in ihrem viel besprochenen Debüt-Roman den Alltag in einer jüdisch-deutschen Familie aus der Perspektive der 13jährigen Fania. Schauplatz der 1967 spielenden Geschichte ist fast ausschließlich eine abbruchreife Villa in Hamburg. Fanias Mutter und Großmutter sind Überlebende des Holocaust, die Erzählerin und ihre ältere Schwester Vera wachsen liebevoll behütet-gefangen in der Wohnung auf. Nur für die Schule dürfen die Mädchen das Haus verlassen, die Angst der Erwachsenen, dass ihnen etwas passieren könnte, ist zu groß. Doch trotzdem gelingt es den Mädchen, sich Freiräume zu schaffen ...
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30. November 2003
Hannelore Hoger las aus "Weinschröter, du musst hängen" und "Die Frau vom Meer", Kriminalromanen von Doris Gercke
Hannelore Hoger ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Schauspielerinnen und aktuell besonders bekannt und beliebt als Hauptkommissarin Bella Block in der gleichnamigen Krimiserie, für die sie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Hannelore Hoger stand mit 14 Jahren zum ersten Mal auf der Bühne und hat seitdem mit allen großen deutschen Regisseuren im Theater, Film und Fernsehen zusammengearbeitet.
14. Dezember 2003
Sabine Wackernagel las Kriminalerzählungen von Anna Jansson, Sabine Deitmer u.a., musikalisch begleitet von Christine Weghoff
Sabine Wackernagel ist Schauspielerin und neben Engagements u.a. am Theater in Bonn, Hannover und Kassel seit einigen Jahren regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Sie präsentiert eigene Programme mit Liedern, Lyrik und Märchen, die sie zum Teil auch auf CD veröffentlicht hat.
Christine Weghoff lebt und arbeitet nach langjähriger Tätigkeit als musikalische Leiterin der Schauspielmusik in Göttingen und Oberhausen nun als freiberufliche Musikerin. Sie komponiert und arrangiert Film- und Bühnenmusiken, zuletzt am Theater Heidelberg zusammen mit F.K. Waechter und Michael Quast.
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13. Oktober 2002
Carola Stern las aus ihrer Autobiographie "Doppelleben"
"Wie sollte es gelingen, ausgerechnet mein Leben mit seinen Fluchtbewegungen und Brüchen in wechselvollen Zeiten als schöne, stimmige Einheit zu begreifen? In mehrfacher Bedeutung des Begriffs bleibt es ein Doppelleben."
Carola Stern (*1925), eine der bedeutendsten politischen Publizistinnen der Bundesrepublik, Mitbegründerin der deutschen Sektion von amnesty international, langjährige Vizepräsidentin des deutschen PEN und Autorin vieler erfolgreicher Biographien.
"Wer bin ich?" - diese Frage steht am Anfang ihrer eigenen bewegenden Biographie. Geprägt durch die totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts, den Nationalsozialismus und den Kommunismus, erzählt sie die Geschichte ihres Lebens, erzählt von Verstrickungen und Konflikten, Angst und Glück, Gelungenem und Misslungenem - aufrichtig, lebendig, ohne zu beschönigen und ohne abzurechnen.
10. November 2002
Ulla Hahn las aus ihrem autobiographisch gefärbten Prosawerk "Das verborgene Wort"
"Mit Schreiben und Lesen fängt eigentlich das Leben an."
Ulla Hahn (*1946), promovierte Germanistin, Literaturredakteurin und erfolgreichste deutsche Lyrikerin der letzten Jahrzehnte, erzählt in ihrem vielbesprochenen autobiographisch gefärbten Roman die Geschichte des Mädchens Hildegard Palm. Hildegard, Arbeiterkind, voller Neugier und Lebenswillen, sieht sich im Käfig einer engen katholischen Dorfgemeinde gefangen. Sie stößt an die Grenzen einer Welt, in der Sprache und Fantasie nichts gelten. Fast zerbricht sie an der Härte und Verständnislosigkeit der Eltern, die sie in den eigenen Lebensgewohnheiten festhalten wollen. Im Deutschland der 1950er- und 1960er-Jahre sucht das Mädchen seinen Weg in die Freiheit: die Freiheit des verborgenen Wortes.
29. November2002
"Mascha Kaléko - Ein Lebensbild in Poesie"
Lesung von Gudrun Sander, musikalische Begleitung: Sabine Helmrich / Querflöte
"Im Telegrammstil. Langschweifig lamentieren Philosophen. Ein Lyriker stirbt oft schon in drei Strophen."
Mascha Kaléko (1907-1974) feierte um 1930 Triumphe und begeisterte eine breite LeserInnenschaft durch ihre allen verständliche "Gebrauchspoesie". Die unnachahmliche Mischung aus Ironie, Spottlust, Witz, Musikalität, politischer Schärfe und Melancholie wurde von vielen bewundert. Hermann Kesten prophezeite damals, ihre Gedichte würden noch ganz anderen Leuten gefallen als den Zeitgenossen, nämlich den Söhnen und Töchtern. Er hat Recht behalten: Auch für uns heute haben die wehmütig-ironischen Gedichte Mascha Kalékos nichts von ihrem Zauber verloren!
Gudrun Sander; Rezitatorin, Vorleserin, Pädagogin aus Kassel; Literaturpräsentationen durch Lesungen seit vielen Jahren.
Sabine Helmrich, Studium der Querflöte an der Musikakademie Kassel; Mitarbeit im "Studio für Neue Musik" von Diego Feinstein.
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06. Dezember 2001
"Ihr Worte, auf, mir nach!" - Gudrun Sander las aus dem Werk von Ingeborg Bachmann
musikalische Begleitung: Christel Nies
Ingeborg Bachmann, die zu den größten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts gehört, wäre in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. In den 50er Jahren als Lyrikerin bekannt und berühmt geworden, wurde Ingeborg Bachmann recht schnell zur Dichterin par excellence stilisiert; in der GRUPPE 47 galt sie als Grande Dame. Ebenso erfolgreich war sie in den 60er Jahren mit ihren Prosatexten, die ebenfalls von einem lyrischen Ton geprägt sind. Wegen der bildhaften und poetischen Sprache waren die KritikerInnen von den Gedichten ebenso überwältigt wie von deren schöner und gebildeter Verfasserin.
Gudrun Sander wird aus dem erzählerischen und lyrischen Werk der Schriftstellerin lesen und Christel Nies wird einige zeitgenössische, experimentelle Kompositionen für Stimme aufführen, u.a. von Violeta Dinescu.
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01. Dezember 2000
Fini Pfannes - Protagonistin und Paradiesvogel der Nachkriegsfrauenbewegung
Buchvorstellung und Lesung von Elke Schüller und Kerstin Wolff
"Ich hatte schon immer einen besonderen Lebensstil."
"Fini Pfannes - 1955 als 'populärste Frauenführerin Deutschlands' betitelt und heute so gut wie vergessen, stellte den Prototyp der frauenpolitisch engagierten Nachkriegspolitikerin dar: politisch unbelastet, in den besten Jahren um die Fünfzig, alleinstehend, von großer Energie, Schaffenskraft und Durchsetzungsvermögen."
Fini Pfannes war nach 1945 Protagonistin der überparteilichen Frauenverbände in Frankfurt a.M.. Sie gründete den Deutschen Hausfrauen-Bund mit und wurde später dessen Präsidentin.
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12. November 1999
"Du kannst Dir nicht vorstellen, wie alles so lieblich ist". Bettina von Arnim und Kassel
Vortrag von Konstanze Liebelt, musikalische Begleitung: Christine Weghoff / Klavier
Konstanze Liebelt stellt Bettina von Arnim vor, deren Lebensweg, gemeinsam mit ihrem Bruder Clemens Brentano und ihrem Ehemann Achim von Arnim, auch Stationen in Kassel aufwies. Wenig bekannt ist, dass Bettina von Arnim nicht nur Schriftstellerin war, sondern auch komponierte.
Christine Weghoff wird während des Vortrags Stücke von ihr und anderen Komponistinnen ihrer Zeit darbieten.
05. Dezember 1999
Diana von Pappenheim - Vortrag mit Dias von Sabine Köttelwesch
Diana von Pappenheim, geb. 1788, verheiratet mit dem kurhessischen Adeligen Wilhelm Rabe von Pappenheim war in Kassel die Geliebte König Jèrômes. Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Reiches ging sie mit ihrem Töchterchen Jenny (aus der Verbindung mit Jèrôme) nach Weimar, wo sie 1844 hochgeachtet als Gattin des weimarischen Staatsministers Ernst August von Gerstorff starb.
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Freitag, den 04.12.1998
"Man kommt sich in der Frauenbewegung immer wie ein Wiederkäuer vor" Lesung aus Texten von Hedwig Dohm (1831-1919) von Erika Tuchtfeld
"Die Motive derer, die das Pulver nicht erfunden haben, liegen zutage. Wenn die Frau nicht dümmer wäre als sie, wer wäre es denn?" (Hedwig Dohm, 1902)
Erika Tuchtfeld, Schauspielerin aus Lübeck, ist vielen sicher noch bekannt als eine der "Witwen", jenes legendären Berliner Frauenkabaretts; zur Zeit befasst sie sich mit verschiedenen Frauen aus der Geschichte.
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23. April 1996
Theodor Gottlieb Hippel - Philosoph, Schriftsteller (1741-1796)
Anlässlich seines 200. Todestages ein Vortrag zu seinem Leben und Werk von Elke Spitzer
"Ist die Erziehung bloß Pflicht der Mütter, oder liegt sie nicht auch den Vätern ob? Gehören die Kinder nicht beiden? Und wenn der Vater, dieser Verpflichtung ungeachtet, nicht aufhört, gesellig zu seyn, warum soll es denn die Mutter?"
Hippel war ein widersprüchlicher Mensch: auf der einen Seite Bürgermeister und Polizeipräsident von Königberg, entschieden hielt er an formalen Privilegien fest, wohl wissend, was sie in der bürgerlichen Gesellschaft bedeuteten; auf der anderen Seite war er ein Philosoph, der über genau diese Gesellschaft spottete.
Der Ruf der französischen Revolution nach Freiheit und Gleichheit fand auch in Deutschland Anklang. Hippel war nicht der einzige, der damit sympathisierte. Aber er war der einzige, der sich umsah und überrascht feststellte, dass ein ganzes Geschlecht "unangetastet" blieb - die Hälfte der Menschheit.
In der Radikalität wie Theodor Gottlieb von Hippel hat seitdem kein Mann mehr die Gleichberechtigung der Geschlechter gedacht!
29.November 1996
"Von Mary Lou Williams bis JoAnne Brackeen" - Konzert mit biographischen Skizzen von Ursel Schlicht
Die Musikerin Ursel Schlicht (Kassel, New York) interpretiert am Flügel Kompositionen von Jazzmusikerinnen und stellt diese im Kontext ihres Schaffens und ihrer Bedeutung für die Jazzgeschichte vor. Daneben stehen eigene Kompositionen der Musikerin auf dem Programm.
Ausstellung vom 29.11.-19.12.1996 im Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel
Aquarelle von Ruth H..
Aquarelle der Künstlerin Ruth H. - seit Gründung Förderfrau des Archivs der deutschen Frauenbewegung - waren in der Zeit vom 29. Nov. 1996 bis 19. Dez. 1996 während der Öffnungszeiten in den Räumen des Archivs der deutschen Frauenbewegung zu sehen.
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22. September 1995
So geheim und vertraut. Virginia Woolf und Vita Sackville-West - Lesung von Susanne Amrain
"Wenn man mit Frauen Freundschaften haben könnte, welche Freude - die Beziehung so geheim und vertraut, verglichen mit der zu Männern" schrieb Virginia Woolf 1924 zu Beginn ihrer leidenschaftlichen Freundschaft mit Vita Sackville-West, die fast zwanzig Jahre dauern sollte, erotische Höhen erlebte, Niederungen der Eifersucht und der Enttäuschung überlebte und für das Leben und die schriftstellerische Arbeit der beiden Frauen höchst bedeutsam war.
Die Anglistin Susanne Amrain beleuchtet in ihrem Buch einen Bereich des Lebens der beiden Schriftstellerinnen, der von ihren BiografInnen bislang beschämt verschwiegen oder marginalisiert worden ist. "Nicht zuletzt wird die Erzählung dieser Liebesgeschichte dazu dienen, das Bild der 'tragischen Lady von Bloomsbury' als die Virginia Woolf so häufig apostrophiert wurde, zu korrigieren".
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16. Dezember 1994
"Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein" - Gedichte und Portraits von Lyrikerinnen der zwanziger Jahre
Lesung von Anna Rheinsberg
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13. November 1993, Aula der Ingenieur-Schule, Kassel
Freundinnen-Fest: Großes Benefiz-Frauenfest mit Marie Marcks, Karikaturistin und Two You, Frankfurter Frauenband
Die Karikaturistin Marie Marcks las aus ihren autobiographischen Auf-Zeichnungen "Marie, es brennt" und "Schwarz, weiß, bunt". Ruhigen Soul bis rhythmischen Latin spielte die Frankfurter Frauenband "Two You". Daneben gab es Kurioses aus der alten Frauenbewegung und Disco all night long.