Eine Herkulesaufgabe.
Die Trümmerräumung in Kassel 1942-1955
Helke Dreier, Kerstin Wolff
Wem gehörten die Trümmer und wer hat bei der Räumung der Trümmer geholfen?
Kassel erlebte zwischen 1940 und 1945 ca. 40 Luftangriffe. Der schwerste ereignete sich am 22. Oktober 1943. Diese Angriffe hinterließen Zerstörung, Schutt- und Trümmerberge, die beseitigt werden mussten. Wie aber war die Beseitigung dieser Trümmermassen organisiert? Wer führte sie durch? Und welche Rolle wurde dabei den Einwohnern und Einwohnerinnen Kassels zuteil?
Das Buch präsentiert die Ergebnisse eines Projektes, das in der Zeit von Januar 2022 bis Dezember 2023 am Archiv der deutschen Frauenbewegung durchgeführt wurde. Untersucht wurde die Organisation der Trümmerräumung in Kassel während und nach dem Zweiten Weltkrieg. So konnte unter anderem herausgearbeitet werden, dass es während des Krieges vor allem Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter waren, die zur Räumung der Trümmer herangezogen wurden, während nach dem Krieg versucht wurde, die gesamte Kasseler Bevölkerung bei der Räumung der Trümmer einzusetzen. Auch die Frage nach dem Mythos der sogenannten „Trümmerfrauen“ wird gestellt und für Kassel beantwortet. Es werden die Diskussionen und Streitigkeiten um die Frage nach dem Eigentum an den Trümmern nachgezeichnet und und dabei auf den juristischen Rahmen Bezug genommen, der den Handlungsspielraum der für die Organisationen Verantwortlichen – Oberbürgermeister, Stadtbaurat, Stadtverwaltung u. a. - festlegte.
Die Quellengrundlage für diese Arbeit bildeten neben zehn narrativen Interviews, die mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen geführt wurden und in denen diese über ihre Erfahrungen und Erinnerungen an die Trümmerräumung erzählten, die im Kasseler Stadtarchiv lagernden Akten des Rechtsamtes und des Amtes für Wiederaufbau aus den Jahren 1942 bis 1952, die Stadtverordneten- und Magistratsprotokolle von 1945-1955 sowie zeitgenössische Presseartikel.