ISSN

0178-1073

Kosten

9,50 €

Umfang

62 Seiten

Erschienen

November 2012

Heft 62

Skandal!

Aufregendes aus den Frauenbewegungen

Es kann aufschlussreich sein, sich vergangenen Skandalen und Konflikten zuzuwenden und deren Eigengesetzlichkeit kennenzulernen, sind doch Skandale oft mehr als belanglose und sinnlose Streitereien; oft können mit ihrer Hilfe gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Werte und Normen deutlich und verständlich werden. Manche Zeitungen und Zeitschriften scheinen auf Skandale spezialisiert zu sein, leben von deren Aufspüren und Verbreiten. Manche Karriere wurde auf solche Weise jäh beendet, Rücktritte wurden eingeleitet und Geständnisse mussten öffentlich abgelegt werden. 
Die Bewertung von Ereignissen, die im alltagssprachlichen Gebrauch als Skandale bezeichnet werden, unterliegt konkreten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und dieselben Vorkommnisse werden nicht zu jeder Zeit als gleichermaßen skandalös bewertet. Folglich erscheint es geboten, Skandale und Skandalgeschehnisse historisch zu erforschen.
Die historische Skandalforschung in Deutschland ist noch vergleichsweise jung, denn der Gegenstand wurde lange als ›unbedeutender Klatsch‹ ignoriert. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass am Beispiel von Skandalen die Normen einer Zeit sehr genau analysiert werden können, bzw. der Umgang mit diesen Normen im Verlauf eines Skandals wie unter einem Brennglas sichtbar wird. 
Schon das 19. Jahrhundert könnte als Epoche der Skandale bezeichnet werden. War es skandalträchtiger, ›korrupter‹, ›verworfener‹ oder ›dekadenter‹ als vorherige Jahrhunderte? Der Historiker Frank Bösch, der besonders die historische Skandalforschung in Deutschland initiierte und förderte, identifiziert 2009 zwei Entwicklungen aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, die für die verstärkte Skandalisierung von Personen und Ereignissen sorgten: zum einen das Aufkommen einer auflagenstarken Massenpresse und zum anderen eine immer stärkere Demokratisierung bzw. Politisierung der Gesellschaften, die dazu führte, dass über die verschiedenen Entwicklungen im öffentlichen Raum leidenschaftlich debattiert wurde.
Vertreterinnen aus verschiedenen Flügeln der Frauenbewegung mischten sich vehement in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen ein. Sie stritten für stärkere Beteiligung von Frauen an der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. Durch das Aufdecken von Skandalen versuchten sie, ihre Forderungen öffentlichkeitswirksam darzustellen, um so zu ›beweisen‹, dass die Frauenbewegung zumindest moralisch auf der richtigen Seite stand. Tatsächlich aber war die Bewegung selbst auch von Skandalen betroffen. Diese spielten sich jedoch meist innerhalb der Bewegung ab und deren Vehemenz bzw. Sprengkraft konnte selten von außen wahrgenommen werden.
Beide Formen von Skandalen und deren interne und öffentliche Bewertungen und Auswirkungen werden in diesem Heft beleuchtet und dokumentiert. 

Redaktion

Dr. Eva Schöck-Quinteros/ Laura Schibbe M. A./ Dr. Kerstin Wolff

Mit Beiträgen von

Stefan Wünsch, Friederike Felcht, Fabienne Amlinger, Kerstin Wolff, Iwona Dadej, Jasper Heinzen, Kai Nowak, Eva Schöck-Quinteros.

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