ISSN

0178-1073

Kosten

9,50 €

Umfang

82 Seiten

Erschienen

Mai 2012

Heft 61

Historische Frauenorte

Engagement in neuen Räumen

Seit Beginn ist das Anliegen der Ariadne, Ergebnisse der Frauen- und Geschlechtergeschichte zu publizieren, Fragen anzuregen und Entwicklungen innerhalb der Geschichtswissenschaft kritisch zu begleiten. Letzteres steht im Zentrum dieses Heftes. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Theorieansätze besonders aus der Soziologie in die Geschichtswissenschaft getragen werden. Die Zunft reagiert darauf meist eher verhalten, sodass sich der Eindruck einer Theorieferne der Geschichtswissenschaft zu bestätigen scheint.
Am Beispiel des Raumkonzeptes von Martina Löw werden die Vorteile gezeigt, die sich einstellen, wenn historisch arbeitende Wissenschaftler:innen sich mit einer aus der Soziologie entlehnten Theorie auseinandersetzen. Sie legte 2001 eine viel beachtete Studie zum Raum vor und wagte sich in ein Themenfeld, das für Historiker:innen lange ein beliebter Forschungsgegenstand gewesen war. Dies belegt die Vielzahl an Stadt-, Regional- und Ortsgeschichten, in denen geschichtliche Entwicklungen anhand eines abgegrenzten Raumes genauestens analysiert werden. Dabei wird Raum häufig mit dem ›bebauten Raum‹ oder einem Gebiet zwischen Grenzen gleichgesetzt. Mit dem soziologischen Raumansatz von Löw ist es darüber hinaus möglich, »mehrere Räume gleichzeitig als öffentlichen Raum zu denken«. Im Zuge dieser Differenzierung werden u.a. der materielle, der soziale oder der Kommunikationsraum voneinander unterschieden. Allerdings sind Räume und Orte immer noch stark verschränkt, denn, so Löw, »alle Raumkonstruktionen [basieren] mittelbar oder unmittelbar auf Lokalisierungen, [...] durch die Orte entstehen.« So können an einem konkreten Ort, z.B. in einer Stadt oder in einem Frauenverein, verschieden konstruierte Räume vorhanden sein, die miteinander in Beziehung treten oder nebeneinander existieren.
Diese Überlegungen wollen wir nutzen und fragen, welche Räume und Orte in der Geschichte der Frauenbewegungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein mit diesem Theorieansatz sichtbar gemacht werden können und ob es lohnend ist, den soziologischen Raumansatz mit historischen Quellen zu kombinieren. In insgesamt neun Beiträgen wird ein geografischer ›Raum‹ untersucht, der mehrheitlich Deutschland betrifft, es kommen auch Studien zu Wort, die Standorte in Österreich, Italien und in der Schweiz behandeln.
Allen Beiträgen gelingt es, anhand des geöffneten Raumkonzeptes zu neuen, vertieften Aussagen über geschlechtsbezogene Aktionsräume und Handlungsmöglichkeiten zu kommen. Ob dieses aber dem Raumkonzept von Löw zu danken ist oder dem genauen historischen Blick, ist der individuellen Lesart überlassen. Interessant ist  eine Beschäftigung mit dem Konzept Raum in jedem Fall.

Redaktion

Silke Helling M. A./ Dr. Kerstin Wolff

Mit Beiträgen von

Astrid Mignon Kirchhof, Alexia Bumbaris, Alexia Bumbaris, Anja Christinck, Ira Spieker, Silke Helling, Yvonne Weissberg, Claudia Christina Gatzka, Edith Siegenthaler, Gisela Notz, Tamara Breitbach.

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