ISBN

978-3-926068-16-3

Kosten

11,50 €

Umfang

82 Seiten

Erschienen

Mai 2013

Heft 63

Haus und Hof

Geschlechterdiskurse im »Reich der Frau«

Im Jahr 1900 schrieb Hedwig Dohm in ihrem Artikel: Sind Berufstätigkeit und Mutterpflichten vereinbar?: »Was ist denn das ›ein wahres Weib‹? Muss ich, um ein wahres Weib zu sein, bügeln, nähen, kochen und kleine Kinder waschen? Und wenn ich einen Handel treibe oder predige oder Philosophie studiere, bin ich kein wahres Weib mehr? Nebenbei gesagt: ich habe den Mann in Verdacht, dass er gar nicht so sehr darauf erpicht ist, dass die ›Frau‹ im Allgemeinen kleine Kinder wäscht und Oberhemden bügelt; es liegt ihm nur daran, dass sie seine Kinder wäscht und seine Oberhemden bügelt!«,
Im 20. Jahrhundert wurde erfolgreich für die Berufstätigkeit der Frauen gestritten. Hedwig Dohms Prophezeiung von 1873: »Aber es wird ein Tag kommen, wo die Frau, der Nadel und des Kochlöffels überdrüssig, diese Geschlechtssymbole von sich wirft.«, wurde allmählich realer Lebensentwurf.
Wir fragen in diesem Heft, welche unterschiedliche Bedeutung »Haus und Hof« im Emanzipationsprozess von Frauen hatte und heute noch hat. Das Haus war und ist als Hort der Familie und des Zusammenlebens ein zentraler Tummelplatz des Patriarchats, aber auch der seiner Infragestellung. Im Haus findet Erziehung statt, werden Geschlechterrollen und Arbeitsteilungen tradiert –  oder auch nicht. Die hier geleistete Reproduktionsarbeit hat immer ökonomisches Potential: Hausarbeit ist grundsätzlich notwendig – wer kocht und putzt, wenn die ›Hausfrau‹ die Werkzeuge niederlegt?
Die Diskussion um Haushaltsführung / Hauswirtschaft, weiße, graue und schwarze Arbeiten und die meist private Ausgestaltung der weiblich konnotierten Räumlichkeit von Haus und Hof interessieren uns besonders. Aus vielen möglichen Aspekten des Themas haben wir für diese Ariadne vier ausgewählt:  Küche und Kochen in volkswirtschaftlicher und familienpolitischer Hinsicht; die Erziehung zum Weibe‹, das Einüben von Geschlechterrollen durch Erziehung und Bildung;  Hausarbeit als Erwerbstätigkeit: hauswirtschaftliche Berufe rund um Haus und Hof und die ›Landfrau‹ und ihre gesellschaftliche und familiäre Stellung.
Mit diesem Themenheft bieten wir einen Querschnitt aus der gegenwärtigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen Teilaspekten. Es werden aus editorischen Gründen weder die ›Hausarbeitsdebatte‹ der alten und neuen Frauenbewegungen noch ›das ideale Heim‹ in architektonischer Planung noch die vielseitige weibliche Verbändelandschaft rund um Haus(-halt) und ländlicher Hofarbeit vorgestellt. 
Die Autorinnen zeigen auf, wie lohnend ein Blick hinter die Formel »Haus und Hof« sein kann und welche Geschlechterdiskurse sich dahinter verbergen können. Auch das »Reich der Frau« blieb nicht unbeeinflusst von Zeit, Raum, Bildung, sozialer Schicht und den gesellschaftlich verhandelten Geschlechterbildern.

Redaktion

Laura Schibbe M. A./ Cornelia Wenzel 

Mit Beiträgen von

Astrid Ackermann, Aibe-Marlene Gerdes, Michaela Königshofer, Martina Sochin D'Elia, Mareike Witkowski, Adriane Feustel, Barbara Günther, Elsbeth Bösl, Uta Bretschneider.

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