ISSN

0178-1073

Kosten

9,50 €

Umfang

82 Seiten

Erschienen

Mai 2011

 

Heft 59

Gedenken und Erinnern

Perspektiven zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus

Die Geschlechterforschung zum Nationalsozialismus hat verschiedene Phasen und Paradigmenwechsel durchlaufen und ist dabei selbst zum Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzungen geworden. Die Vorstellung einer homogenen Kategorie ›Frau‹, der vorschnell das Etikett des Unpolitischen angeheftet wurde, verstellte lange Zeit den Blick auf die komplexe Verstrickung von Frauen in die Verbrechen des Nationalsozialismus und behinderte zugleich eine angemessene Würdigung der weiblichen Opfer der nationalsozialistischen Politik. Diese einseitigen und kollektivierenden Sichtweisen sind mittlerweile einem differenzierteren Blick gewichen. Die Frage nach einer geschlechtersensiblen Analyse der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der darauf bezogenen Erinnerungskultur nach 1945 steht nun im Raum.
Der vorherrschende geschlechterindifferente Blick in den Arbeiten zur Nachgeschichte des Nationalsozialismus leistet mystifizierenden Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern Vorschub. Mit dieser Dichotomie ist es nicht möglich, die konkreten Lebenszusammenhänge nach 1945 einer kritischen Sicht bezüglich der Ursachen und Bedingungen sowie der Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu unterziehen. Sie unterschlägt die Vielfalt von Gedächtniskonstruktionen, die sich auf unterschiedlichen öffentlichen Ebenen wie im Privaten herausgebildet haben. Auf welchem Stand ist das Gedenken heute, da immer mehr Zeitzeug:innen sterben? Welche Erinnerungen existieren unabhängig von direkten Zeugnissen und welche Erinnerungskultur hat sich in der Praxis der Nachgeborenen etabliert? Mit welchen Inhalten werden die Jahresjubiläen der Befreiung von Gewaltherrschaft gefüllt?
Diese Ariadne nimmt sich der ›zweiten Geschichte‹ des Nationalsozialismus an. Den Schwerpunkt des Heftes bilden vor allem die Analysen impliziter Geschlechtermodelle in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die daraus resultierenden Gedächtniskonstruktionen in der beginnenden Erinnerungskultur. Der Blick ist dabei auch über die deutsche Grenze hinaus gerichtet. Alle Artikel können zeigen, dass auch die Geschichte der Aufarbeitung des Nationalsozialismus nur gewinnen kann, wenn die Kategorie »Geschlecht« in die Analyse mit einbezogen wird.

Redaktion

Laura Schibbe M. A./ Dr. Kerstin Wolff

Mit Beiträgen von

Harald Schmid, Insa Eschebach, Nicole Kramer, Stephan Scholz, Jutta Mühlenberg, Josephine Ulbricht, Merle Funkenberg, Susanne Businger, Maria Pohn-Weidinger.

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